Schulprojekt Feldkirchen, Kärnten

Maximilian Moser

Prof. für Physologie an der Med Uni Graz, Buchautor, Leiter Human Research Institute - Weiz, Österreich

17. April 2024


Die Schülerinnen und Schüler warteten schon gespannt auf das, was da kommen würde und äugten neugierig aus dem Klassenzimmer heraus, da passierte etwas für uns Unerwartetes: zwei Mädchen tauchten am Gang auf, die eine wichtige Aufgabe an der Schule hatten:  Die Streit-Schlichterinnen. Sie waren auf der Suche nach einer Schülerin, die mit einer anderen heftig in die Haare geraten war.

Obwohl erst zehn Jahre alt sind, hatten sie bereits gelernt, wie man Konflikte moderieren kann und nahmen sich nun die beiden Schlingel vor. Die Lehrerin berichtet, dass dieses Team von Streitschlichterinnen sehr erfolgreich war, wenn sie sich einer Sache annahmen.

Die Volksschule Feldkirchen wird von einem Team von Lehrerinnen geführt, die mit Begeisterung bei ihrer Sache sind. Nach einem Vorgespräch vor 2 Monaten starteten wir das erste Schulprojekt in Kärnten mit Unterstützung der Software AG, des Crowdfundings von Wise on Ice und vom Fond der Privatstiftung Kärntner Sparkasse.

Ein engagiertes und freundliches Kamerateam begleitete uns, um das Projekt zu dokumentieren.

Nachdem der Wirbel etwas abgeklungen war, betraten wir das Klassenzimmer und bauten unsere schönen Geräte auf.

Die Jahresringe – Biografie eines Baumes

Schülerinnen und Schüler setzen sich in einen Kreis und ich erzählte ihnen zunächst von der Biografie des Lärchenbaumes, dessen Baumscheibe ich mitgebracht hatte. Die fetten und die mageren Jahre des Baumes waren schön zu erkennen und im Dialog mit den Kindern überlegten wir, wie diese zustande gekommen waren. Die Schülerinnen und Schüler waren mit Begeisterung dabei und sagten später im Rückblick, dass das eines der besonderen Highlights des Tages war.

Eine weiße Orchidee, die musiziert

Danach wurde eine wunderschöne weiße Orchidee ins Zentrum gerückt, die am Fenster der Klasse geblüht hatte.

Die erste Aufgabe der Schülerinnen und Schüler war, die Pflanze zu reinigen; was sie mit Hingabe und in Windeseile taten, so freuten sie sich schon auf die Musik.
Nachdem sie blitzblank geputzt war, befestigten wir die Elektroden des TreeMuse und mit großer Spannung erwarteten die Schüler und Schülerinnen, was nun an Musik kommen werde. Als die ersten Klänge ertönten, war die Begeisterung und das Erstaunen groß. Tatsächlich musizierte die Pflanze ganz ausgezeichnet und die Schülerinnen und Schüler waren tief beeindruckt.

In der Rückschau sagte ein erfrischend kecker Schüler namens Max, dass er gedacht hatte, dass Alles sei reiner Fake, aber als er dann sah, wie die Pflanze musizierte und dass sie sofort aufhörte, wenn die Elektroden gelöst wurden, konnte er überzeugt werden, dass wir wirklich echte Pflanzenmusik abspielten.

Pflanzenmusik schafft Formen

Nun kam der spannendste Teil des Projekts, die Visualisierung der Pflanzenmusik mit Hilfe kymatischer (kyma = griechisch: die Welle) Figuren. In einem der kymatischen Schälchen füllten wir Lykopodium-Sporen, die sich nun in fraktalen Strukturen mit der Musik ordneten.
In das andere Schälchen wurde dann Wasser gefüllt. Die Schülerinnen und Schüler rissen sich darum, die Schälchen befüllen zu dürfen. Damit waren sie nun einige Zeit beschäftigt und lauschten und schauten fasziniert dem Spiel der Pflanze zu.


Danach zeigte ich ihnen, dass auch wir Menschen in der Gruppe solche Rhythmen erzeugen können und die Schülerinnen und Schüler fassten sich zunächst an den Händen und dann nahmen sie die Pflanze in den Kreis ihrer Hände.  Kaum hatten sich die Bewegungen der Schülerinnen und Schüler beruhigt, begann der ganze Kreis zu musizieren und kymatische Figuren aus dieser Gruppe entstanden.


Können Bäume musizieren?

Eine der Schülerinnen fragte dann, ob auch Bäume musizieren könnten und wir begaben uns ins Freie zum Kinderspielplatz, wo ein schöner alter Ahornbaum stand, den wir mit den Elektroden versahen. Nun herrschte Spannung, ob auch dieser Baum spielen würde und tatsächlich eine majestätischere Musik als bei der Orchidee ertönte.


Nachdem die Schülerinnen und Schüler einige Zeit experimentiert hatte, wurden sie immer experimentierfreudiger und fragten, ob sie Schnee (es hatte in der Nacht geschneit)  auf die kymatische Platte geben dürften, was Begeisterung auslöste als ich das gestattete.
Danach wurden Steinchen draufgelegt, die wild herum hüpften und einige Schülerinnen sagten, dass das der spannendste Teil des gesamten Projekts gewesen sei.

Das Erlebte verarbeiten

Da die Kälte den Kindern ein wenig zu schaffen machte, begaben wir uns sodann wieder ins Klassenzimmer, wo die SchülerInnen in einer Abschlussrunde über ihre Erlebnisse berichteten und zum Ausdruck brachten, dass sie nun viel intensiver die Pflanzen erlebten und das sie ganz erstaunt waren, wie fähig Pflanzen sind.

Das Filmteam meinte, dass das Projekt bestens für einen Dokumentarfilm geeignet wäre und versprachen bei einem größeren österreichischen TV-Sender nachzufragen, ob eventuell ein Dokumentarfilm-Projekt möglich wäre.

Ein berührender Tag ging zu Ende und die Kinder werden sich sicher ihr ganzes Leben an diesen Schultag erinnern!


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Credits: © by Friendship with Nature

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